„Das Motorradfahren in der Wüste muss man erst lernen."
Seit 30 Jahren reist der Diplom-Geograf Michael Martin mit der GS durch die Wüste.
Jetzt ist er mit seinem Projekt „Planet Wüste“ auf Tour. Im Interview mit BMW Motorrad erzählt er von den Gefahren in den Wüsten, von seinen Erfahrungen mit dem Motorrad und seinen Zukunftsplänen.
Martin, seit über 30 Jahren berichtest Du über Deine Reisen in die Wüsten. Warum hast Du so ein großes Interesse an Wüstengebieten?
Ich fühle mich in den Wüstenregionen einfach wohl. Bereits als 17-Jähriger hat mich das fasziniert.
In den Wüsten bist Du häufig mit der GS unterwegs. Warum bist Du dort mit dem Motorrad unterwegs und nicht mit dem Auto?
Die GS ist die perfekte Maschine für die Wüste, weil es einfach ein extrem robustes Motorrad ist. Es hat zwar ein hohes Eigengewicht, es kann damit aber auch viel Gewicht transportiert werden. Außerdem bin ich durch das Motorrad näher an der Landschaft und an den Menschen dran. Aber auch an Gerüchen, Temperaturen und Windrichtungswechseln – das kennt jeder Motorradfahrer.
Du beschreibst häufig, dass Du mit dem Motorrad von Einheimischen offen empfangen wirst. Wie erklärst Du Dir das?
Das Motorrad ist in der Wüste ein Kontakt-Katalysator. In Indien, Afrika oder Südamerika sind die Menschen total motorradinteressiert und so entstehen Gespräche. Aber auch wenn man schwer bepackt und erschöpft in einem Dorf ankommt, sorgt das für Aufmerksamkeit. Denn die Einheimischen wissen, dass man von weit herkommt. In Uganda hatte ich durch die Fahrbahnwelle mal ein Problem mit dem Motorrad. Dann hat ein Lkw-Fahrer angehalten und mit einer Machete ein Bauteil geschnitzt. Solche Geschichten erleben nur Motorradfahrer.
Auf wie vielen Projekten hat Dich ein Motorrad von BMW Motorrad begleitet?
Auf wie vielen Projekten hat Dich ein Motorrad von BMW Motorrad begleitet?
Baust Du Deine Maschine um?
Ich habe immer auf Serienmaschinen gesetzt. ich bin keiner, der die Maschine viel verändert, da die GS von Haus aus robust und gut ist.
Wie ist es in der Wüste mit dem Motorrad zu fahren?
Das Motorradfahren in der Wüste musste ich erst lernen. Denn es kann sehr gefährlich sein. Man hat in der Wüste eine höhere Sturzgefahr. Ich kann nur empfehlen Rückenschutz, gute Schuhe sowie einen anständigen Helm zu tragen. Denn in der Wüste gibt es keinen Helikopter, der dich rettet. Ich habe auch meine Stürze gehabt, habe mich aber nie schwer verletzt. Es hat gedauert, bis ich gelernt habe, im Sand oder auf Schotterpisten zu fahren.
Welches Sonderzubehör hast Du für Dein Motorrad?
Wichtig sind Gepäckboxen, ein großer Tank – wie der von der R 1200 GS Adventure – ein GPS-Gerät mit Halterung, Stollenreifen sowie Schutzbleche gegen Steine. Außerdem habe ich noch eine Keramik-Kupplung. Damit kommt man gut aus Schlammlöchern.
Auf Deinen Reisen bist Du Extremtemperaturen von minus 50 Grad bis plus 50 Grad ausgesetzt. Wie funktioniert die Technik bei diesen Temperaturen?
Die Motorräder und auch die Kameras sind mittlerweile sehr robust geworden. Ich kann wirklich sagen, dass die GS bei minus 50 Grad bis plus 50 Grad einwandfrei funktioniert. Und auch moderne Kameras halten die Temperaturen aus. Früher sind die Filme in der Kamera gebrochen oder die Akkus wurden schlecht. Das ist heute kein Thema mehr.Der menschliche Körper hingegen kommt bei den Temperaturen an sein Limit. Bei heißen Temperaturen auf dem Motorrad und dann der Fahrtwind lassen den Körper austrocknen. Da muss man sauberes Wasser griffbereit haben und acht bis neun Liter am Tag sind da manchmal notwendig. In den Kälteregionen hast du auf dem Motorrad manchmal direkt minus 40 Grad oder minus 60 Grad. Da trage ich dann beheizte Unterwäsche, Handschuhe und Schuhsohlen. Bei externen Stromquellen ist eine GS-Batterie erstaunlich tolerant und packt das.
Kann man eine Wüstenreise komplett planen?
Eine Wüstenreise mit jeder Übernachtung zu planen ist völliger Quatsch. Oft kann ich morgens nicht sagen, wo ich am Abend ankomme.
Veränderten Deine Reisen die Sicht auf Deine Heimat?
Ja, vor allem die Sicht auf Dinge, die oft selbstverständlich sind: Rechtssicherheit, Pressefreiheit, Gesundheitsversorgung. Aber es gibt auch Sachen, die ich in Deutschland vermisse. Zum Beispiel Familienzusammenhalt, Gastfreundschaft und Traditionsbewusstsein. Das ist in Deutschland verloren gegangen und viele leben allein.
Michael Martin
Vermisst Du etwas aus Deutschland, wenn Du auf den langen Reisen unterwegs bist?
Natürlich meine Familie und auch Annehmlichkeiten wie zum Beispiel eine heiße Dusche. Aber umso mehr schätzt man solche Sachen, wenn man sie nicht hat. Ich glaube das Geheimnis von einem erfüllten Leben sind Kontraste – und die habe ich wahrlich genug.
Wie fühlst Du dich nach Deinen Expeditionen wieder nach Deutschland zurückzukehren?
Da ich nie jahrelang weg war, macht mir das gar nichts aus. Dabei hilft auch unsere moderne Kommunikation: Internet sowie Satellitentelefone.
Planst Du schon ein neues Projekt? Wenn ja, welches?
Die nächsten Jahre werde ich mich auf meine Veranstaltungen konzentrieren. Aber 2018 kann ich mir Gedanken über ein neues Projekt machen – und sehr gerne wieder mit dem Motorrad ins Abenteuer.
Danke Michael für das Interview!